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Die endoskopische Kastration der Hündin

Seit der Einführung der endoskopischen Chirurgie, ist die minimalinvasive Kastration der Hündin ein Routineeingriff in der chirurgischen Fachtierarztpraxis geworden. Sowohl die alleinige Entfernung der Eierstöcke (Ovariektomie) als auch die komplette Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter (Ovariohysterektomie) können mit speziellen Instrumenten endoskopisch durchgeführt werden.

Diese „sanfte“ Kastration der Hündin hat viele Vorteile gegenüber der konventionellen Operationsmethode.

Vorteile

  • Die Operation und die postoperative Zeit sind weniger schmerzhaft.
  • Die Erholungsphase nach einer Operation ist kürzer.
  • Die beiden wenige Millimeter großen OP-Wunden heilen schneller ab.
  • Die Gefahr von Wundinfektionen ist geringer.
  • Während der Operation kommt es zu so gut wie keinen Blutungen/Blutverlusten.
  • Die Komplikationsgefahr ist geringer, da der operierende Tierarzt eine bessere Übersicht hat.
  • Es besteht keine Gefahr, daß die Bauchwunde nach der Operation aufplatzen kann.
  • Nach der Operation braucht die Bewegung der Tiere nur wenige Tage eingeschränkt zu werden.
  • Es muß kein Halskragen nach der Operation getragen werden, ein Body als Leckschutz reicht aus.

Nachteil

  • Höherer Preis

Wie läuft eine endoskopische Ovariektomie ab?

OP-Vorbereitung

Nachdem die Hündin auf ihre Narkosefähigkeit hin untersucht wurde, wird ihr ein Venenverweilkatheter gelegt. Durch diesen Katheter erfolgt die schonende Narkoseeinleitung mit Diazepam, einem starken morphiumähnlichen Schmerzmittel und dem Kurznarkotikum Propofol. Im Anschluss wird die Hündin intubiert und an das Inhalationsnarkosegerät mit Sauerstoff und Isofluran (Narkosegas) angeschlossen.

Eine intravenöse Dauertropfinfusion, das Monitoring der Vitalparameter (EKG, Pulsoxymetrie, Kapnometrie etc.) und die aktive Wärmezufuhr werden installiert. Nun bekommt das Tier noch ein weiteres Schmerzmittel, das bis 24 Stunden nach der Operation wirkt, verabreicht. Die Gabe eines Antibiotikums ist nicht notwendig. Die Hündin wird nun am Bauch aseptisch auf die Operation vorbereitet, d.h. geschoren, gewaschen und desinfiziert.

Anschließend wird der Tierpatient in den OP-Raum geschoben, auf den OP-Tisch gelegt, an die maschinelle Beatmung und wiederum an das Monitoring, die Infusion sowie die Wärmezufuhr angeschlossen.

Nach einer abschließenden Desinfektion des OP-Feldes, wird die Hündin (vor der Kastration) durch das OP-Team mit sterilen OP-Tüchern abgedeckt.

OP

Zuerst wird der Bauchraum mit medizinischem Kohlendioxidgas bis zu einem bestimmten Druck angefüllt. Nachdem durch eine 4mm große Stichinzision die mit einer Kamera verbundene Optik in den Bauchraum geführt wurde, wird unter visueller Kontrolle der 10mm große Arbeitskanal durch die Bauchwand gelegt.

Um den linken Eierstock freizulegen, wird der OP-Tisch in der Längsachse gekippt, so dass alle Bauchorgane auf die Seite rutschen und der linke Eierstock sichtbar wird. Dieser wird nun mit einer Fasszange angehoben und an der seitlichen Bauchwand mit einer temporären perkutanen Nadel fixiert.

Nun erfolgt die Verschweißung und Durchtrennung der Eierstockgefäße mittels eines kombinierten Koagulations- und Schneideinstruments. Der Eierstock kann nun durch die Bauchwand nach außen verbracht werden. Die Entfernung des rechten Eierstockes verläuft entsprechend. Nach einem abschließenden Kontrollblick auf die abgetrennten Gefäßstümpfe im Bauchraum werden die beiden Löcher in der Bauchwand mit einem Einzelknopfheft verschlossen und die Wunden mit einem Wundpflaster steril abgedeckt.

OP-Mitschnitt:

Was sollte der Tierbesitzer beachten?

  • Vor der Operation sollte die Hündin 12 Stunden gefastet sein (Wasser darf sie bis zum Besuch beim Tierarzt zur freien Verfügung haben).
  • Vor dem Tierarzttermin sollte die Hündin ihre Blase und den Darm entleeren.
  • Die letzte Läufigkeit sollte nicht weniger als 6 Wochen zurückliegen.

Eine Ovariohysterektomie wird durchgeführt, wenn die Hündin bereits mehrmals läufig war, die Hündin in der Vergangenheit trächtig war oder wenn eine Veränderung der Gebärmutter vorliegt.

Wann sollte die Hündin nicht endoskopisch kastriert werden?

  • Während der Läufigkeit.
  • Beim Vorliegen einer Gebärmuttervereiterung (Pyometra).
  • Beim Vorliegen eines Zwerchfelldefektes.
Wenn eine Junghundevaginitis (Scheidenentzündung) vorliegt, sollte die Hündin vor der Kastration einmal läufig werden, damit die Schleimhaut der Scheide ausreifen (verhornen) kann.

Allgemeines zur Kastration der Hündin

Neben der Vermeidung einer ungewollten Trächtigkeit hat die Kastration der Hündin verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit des Tieres. Durch die Entfernung der hormonproduzierenden Gonaden (Eierstöcke) können sämtliche Krankheiten des Geschlechtsapparates, die durch einen hormonellen Einfluss entstehen, vermieden werden z.B. Eierstockstumor, Gebärmutterentzündung (Metritis), Gebärmuttervereiterung (Pyometra), glandulärzystische Hyperplasie der Gebärmutterschleimhaut, Gebärmuttertumor und Leiomyome der Vagina. Auch der positive Einfluss hinsichtlich der Vermeidung von Gesäugetumoren ist seit langem bekannt.

Die Scheinschwangerschaft (Lactatio falsa) wie auch die zweimal im Jahr auftretende Läufigkeit der Hündin werden durch eine Kastration ebenfalls verhindert. Problematisches hormonell motiviertes Verhalten (z.B. Dominanzverhalten gegenüber anderen Hunden eines Rudels) kann durch eine Kastration ebenfalls therapiert werden.

Wann ist der ideale Zeitpunkt einer Kastration?

Der ideale Zeitpunkt einer Kastration ist vor oder nach der ersten Läufigkeit. Eine frühe Kastration hat einen positiven Effekt hinsichtlich der Vermeidung von Gesäugetumoren. Bei der Kastration einer jungen Hündin reicht es aus, lediglich die Eierstöcke zu entfernen (Ovariektomie). Die Gebärmutter bildet sich dann - ohne den hormonellen Einfluss der Eierstöcke- zu einem dünnen Gewebestrang zurück. Sie liegt fortan zeitlebens reaktionslos im Bauch der Hündin.