Die endoskopische Kastration der Hündin
5. Januar 2017

Künstliches Hüftgelenk beim Hund

Die Arthrose der Hüftgelenke ist ein weit verbreitetes Problem bei Hunden. Mittelgroße, große und Riesenrassen leiden unter den Hüftgelenkschmerzen teilweise ein ganzes Leben lang. Diesen Hunden kann mit einem künstlichen Hüftgelenk dauerhaft geholfen werden.

Ursache

Die Ursache der Hüftgelenksdysplasie (HD) des Hundes ist eine zu starke Lockerheit der Hüftgelenke während des Wachstums. In der Folge bilden die dysplastischen Hüftgelenke eine Arthrose (Coxarthrose) aus. Arthrotische Gelenke verursachen den betroffenen Tieren dauerhaft Schmerzen.

Symptome

Beim jungen Hund fällt den Tierbesitzern häufig nur ein schwankender Gang in der Hinterhand („Hüftschwung“) auf. Gelegentlich beobachten sie auch eine verminderte Lauffreude oder – verglichen mit anderen Hunden – eine geringere Geschwindigkeit. Dies wird fälschlicherweise oft als eine verminderte Kondition gedeutet. In diesem Alter leiden die Hunde vor allem unter der Lockerheit der Hüftgelenke und empfinden Schmerzen durch wiederkehrende Zerrungen der Gelenkkapseln.

Beim mittelalten zwei- bis siebenjährigen Hund fällt den Besitzern neben einer verminderten Lauffreude auch ein erschwertes Aufstehen nach Belastung auf. Der betroffene Hund benötigt dann etwas Zeit, um sich „warmzulaufen“. Diese Hunde leiden – vom Besitzer oft unerkannt – bereits unter Arthroseschmerzen.

Beim älteren Hund beobachten die Besitzer eine Bewegungsunwilligkeit. Die Hunde werden zu Unrecht als faul beschrieben. Teilweise haben sie auch Mühe beim Aufstehen, beim Treppenhochlaufen oder zeigen wiederkehrende Lahmheiten der Hintergliedmaßen. Die Hunde versuchen den Hüftgelenkschmerzen oft dadurch auszuweichen, indem sie ihr Körpergewicht auf die Vorderbeine verlagern. Sie entwickeln eine ausgeprägte Schultergürtelmuskulatur bei gleichzeitig dünnen, atrophischen Hinterbeinmuskeln.

Diagnose

Die Diagnose Coxarthrose wird durch eine Lahmheitsuntersuchung mit anschließender Röntgenuntersuchung gestellt. Andere orthopädische Erkrankungen wie z.B. Kreuzbandriss, OCD, Muskel-/Sehnenerkrankungen und neurologische Erkrankungen wie z.B. Cauda Equina Syndrom müssen hierbei ausgeschlossen werden.

Therapie

Solange die Hunde noch im Wachstum sind kann mit Hilfe von korrektiven chirurgischen Eingriffen die Ausbildung einer Hüftgelenksdysplasie vermieden werden.

Juvenile Pubis Symphysiodese (JPS)
Hunde bis zu einem Alter von 4,5 Monaten können mit einer JPS erfolgreich behandelt werden.

Beckenschwenkosteotomie (DPO/TPO)
Hunde in einem Alter von idealerweise 6 bis maximal 10 Monaten können mit einer Beckenschwenkosteotomie geheilt werden.

Nach dem 10. Lebensmonat kann die Entwicklung der Hüftgelenke eines Hundes nicht mehr zuverlässig durch eine Operation beeinflusst werden.
Ab diesem Alter ist das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes (Totalendoprothese) die Methode der Wahl, um den Hunden ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.

Künstliches Hüftgelenk (Hüftgelenksprothese)
Die Hüftgelenksprothese der Firma KYON ist ein zementfreies Implantatsystem bestehend aus einem Oberschenkelstamm, einem Oberschenkelkopfhalsstück und einer Gelenkpfanne.

Film OP Hüftgelenk
Röntgenaufnahmen nach Eingriff

Diese Hüftgelenksprothese wurde weltweit bereits über zehntausend Hunden erfolgreich eingesetzt. Gegenüber zementierten Prothesen ist das Infektionsrisiko durch den Verzicht auf Knochenzement massiv reduziert. Ihre spezielle Titanoberfläche ermöglicht eine vollständige Integration in den Knochen bereits nach wenigen Wochen. Die Prothese zeichnet sich durch eine lebenslange Haltbarkeit aus und kann daher bereits bei jungen Hunden eingesetzt werden.

Prognose

Die Operation einer Totalendoprothese ist mittlerweile zu einem Routineeingriff geworden. Schon kurz nach der Operation ist der Hund beschwerdefrei und erlebt ein bisher unbekanntes Gefühl der schmerzfreien Bewegung. Nach dem erfolgten Eingriff und der vollständigen Abheilung kann der Hund wieder an allen Aktivitäten teilnehmen (Wandern, Joggen, Bergtouren, Fahrradfahren, Schwimmen, Rennen, Springen und Spielen etc.).

Komplikationen

Die häufigste Komplikation nach einer Hüft-OP ist die Luxation (Ausrenkung des Hüftgelenks). Diese kann durch strikte Ruhighaltung in den ersten Wochen nach der OP vermieden werden. Die Gefahr von Infektionen ist bei Verwendung der zementlosen Hüftprothese von KYON sehr gering. Vorsicht ist bei zementierten Hüftprothesen angezeigt. Bei diesen ist das Infektionsrisiko deutlich höher.

Insgesamt liegt das Komplikationsrisiko bei der Verwendung der KYON Hüftprothese bei < 5%.

Vorteil:
  • Schmerzfreiheit
  • Vollständige Wiederherstellung der Bewegungsaktivität
  • Lebenslange Haltbarkeit
Nachteil:
  • Preis

Alternativen zum künstlichen Hüftgelenk

Pektinektomie

Bei der Pektinektomie wird ein kleiner Muskel (Muskulus pektineus) entfernt. Dieser Muskel ist wegen der starken Lockerheit der Hüftgelenke betroffener junger Hunde oft spastisch kontrahiert. Diese spastische Kontraktion erzeugt beim Hund Schmerzen.

Vorteil:
  • Schnelle Schmerzlinderung bei Lockerheit der Hüftgelenke
  • Besonders bei jungen Hunden hilfreich
Nachteil:
  • Arthroseschmerz wird nicht reduziert, daher unzureichend bei älteren Hunden

Schmerzmittel

Die Gabe von Schmerzmitteln ist eine erste Hilfe bei Hüftgelenksschmerzen.

Eine dauerhafte Gabe ist wegen möglicher Nebenwirkungen jedoch eher von Nachteil. Ebenso können Schmerzmittel die Schmerzen nicht vollständig blockieren sondern nur lindern.

Vorteil:
  • Sehr gut geeignet als erste Hilfe
Nachteil:
  • Eine dauerhafte Gabe ist kostenintensiv und birgt die Gefahr von Nebenwirkungen (Erbrechen, Durchfall, Magen-/Darmgeschwüre)
  • Keine vollständige Schmerzfreiheit

Oberschenkelkopfhalsentfernung

Bei dieser Operation wird der schmerzhafte Kontakt beider arthrotischer Gelenkflächen durch eine Entfernung des Oberschenkelkopfes dauerhaft unterbunden. In der Folge übernehmen die Gelenkkapsel und die Kruppenmuskulatur die Stabilisierung des Hüftgelenkes. Verglichen mit der künstlichen Hüfte ist diese Operation nur zweite Wahl. Die Oberschenkelkopfhalsentfernung ist lediglich für kleinere Patienten empfehlenswert (max. 15kg Körpergewicht).

Vorteil:
  • Günstiger Preis
Nachteil:
  • Postoperativ bleibt vor allem bei schweren Tieren eine Instabilität bestehen, die dem Hund weiterhin Schmerzen bereiten kann.
  • Wegen der Instabilität sind die Hunde nicht voll belastbar.
  • Atrophie der Hinterbeinmuskulatur durch Gewichtsverlagerung auf die Vorderbeine

Denervation

Die Idee hinter der Denervation ist die Zerstörung der Nervenbahnen, die den Hüftgelenksschmerz wahrnehmen und an das Gehirn weiterleiten.

Vorteil:
  • Kleiner Eingriff
  • Günstiger Preis
Nachteil:
  • Unzureichende und nicht dauerhafte Wirkung
  • Keine Beeinflussung der Arthrose

Goldakupunktur

Zur Wirkung der Goldakupunktur gibt es sehr widersprüchliche Aussagen. Die weltweit bisher einzige prospektive Doppelblindstudie mit objektiver Beurteilung des Behandlungserfolges durch eine Force Plate Analyse kam zu dem Ergebnis, daß die Goldakupunktur zu keiner Schmerzlinderung bei Hüftgelenksarthrose führt („Gait analysis of dogs with hip dysplasia treated with gold bead implantation acupuncture“, Bolliger et al., 2002, VCOT). Andere Studien mit erfolgversprechenderen Ergebnissen haben dagegen nur mit subjektiven Beurteilungskriterien gearbeitet.

Da die Goldakupunktur einfach durchzuführen, für den behandelnden Tierarzt sehr lukrativ ist und zudem dem aktuellen Zeitgeist mit dem Wunsch nach alternativen Behandlungsmethoden entspricht, hat sie sich sehr schnell und weit verbreitet.

Aber Vorsicht(!):

Leider werden die Hundebesitzer in Ihrer Not und Unwissenheit oft ausgenutzt, um auf deren Kosten mit unseriösen Erfolgsversprechen einen schnellen Gewinn mit der Goldakupunktur zu erzielen.

Vorteil:
  • Minimaler Eingriff
Nachteil:
  • Wirkung ungewiss
  • Teuer

Fazit

Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes ist beim Vorliegen einer Hüftgelenksarthrose der Goldstandard. Mit dieser Operation steht eine routinierte und zuverlässige Operationsmethode zur Verfügung, die dem betroffenen Hund ein schmerzfreies und aktives Leben voller Bewegungsfreude ermöglicht.

Alternativ kann bei kleineren Tieren auch eine Femurkopfhalsentfernung mit leichten Einschränkungen empfohlen werden.